Ein, zwei Jahre nach Schuleintritt sinkt an den meisten Schulen die Lernfreude der Schulkinder. Dabei ist die Erhaltung der angeborenen Neugierde und Lernfreude einer der wichtigsten Faktoren für gelingende Lernprozesse und einen nachhaltigen Bildungserfolg.
#Bildungserfolg heisst nicht #Schulerfolg. Erfolg in der Schule bedeutet oft gute Noten und Zegnisse. Bildungserfolg hingegen gelingt dann, wenn die Neugiede über die Schulzeit hinaus erhalten bleibt und junge Menschen mit einer Gestaltungsfreude, Selbstvertrauen und der Fähigkeit mit anderen Menschen etwas bewirken zu können ins Erwachsenenleben eintreten.
Alle Kinder kommen mit einer unbändigen Lust am Gestalten und einer enormen Neugierde auf die Welt. Diese bleiben über die ersten Lebensjahre in aller Regel auch bestehen. Meist jedoch ebbt die Neugieder in den ersten Schuljahren ab, bis sie oft gänzlich verschwunden ist. Wie kann das geschehen?
Wenn wir die Lebenszeit der Kinder vor und nach dem Schuleintritt betrachten, stellen wir fest, dass die Art und Weise zu lernen sich mit dem Schuleintritt ändert. In den ersten Lebensjahren lernen Kinder vor allem durch Nachahmung von Bezugspersonen und durch eigenes Handeln und Ausprobieren. Passen einladende Impulse aus der Umgebung eines Kindes mit der inneren Reifeentwicklung zusammen, entstehen überaus effektive Lernprozesse, weil Herausforderungen aus der Lebenswelt der Kinder stammen und oft mit für sie wichtigen Bezugspersonen verbunden sind. Durch die Passung mit ihrer Reifeentwicklung steigt die Bedeutsamenkeit und die #Gestaltungslust der Kinder.
Mit Eintritt in die Schule fallen viele dieser Gelingensbedingungen weg oder werden zumindest in den Hintergrund gedrängt: Die Passung mit der #Reifeentwicklung ist nicht mehr individuell, sondern auf die Jahrgangsnorm ausgerichtet. Im Wissen um die immer grösser werdenden #Entwicklungsunterschiede von bis zu vier Jahren beim Schuleintritt und sechs Jahren zum Zeitpunkt des Schulaustritts, wird klar, dass bei vielen Kindern ihre Reifeentwicklung nicht mehr gleich gut mit den äusseren Anforderungen passen kann. Durch Lehrplanvorgaben wird auch die Zeit, in der Schülerinnen und Schüler eigenen Interessen nachgehen oder als selbstwirksame Gestalter tätig sein können, minimiert.
Wenn sich die Schule für Kindern nach ein paar Monaten oder Schuljahren nicht mehr so gut anfühlt, wie am ersten Tag und die Freude am Lernen und die Neugierde abnimmt, suchen Kinder nie den Fehler bei der Schule oder ihren Lehrpersonen, sondern immer bei sich.
Die Folge ist, dass Kinder passiver und unmotivierter werden - eigentlich ein folgerichtiges und normales Zeichen. Wenn sie dann auch noch verhaltensauffällig werden, sollten uns durch ihr Verhalten eigentlich etwas auffallen.
Die Spirale dreht sich in aller Regel weiter: Unmotivierte und passive Schülerinnen und Schüler sollen wieder aktiviert werden. Dies geschieht in aller Regel durch mehr oder weniger ausgeklügelte Belohnungs- und Bestrafungssysteme: "Wenn du nicht lernst, gibt es eine schlechte Note, einen Eintrag, ein Elterngespräch, eine Abstufung oder ein schlechtes Zeugnis."
Was wäre also wichtig zu beachten, dass diese Mechanismen gar nicht erst zu greifen beginnen:
Individuelle #Entwicklungsunterschiede sollten berücksichtigt werden, so dass Lerninhalte und #Reifeentwicklung zusammenpassen.
Lehrplanvorgaben dürfen nicht in eine Knechtschaft führen, welche Kindern die Zeit raubt, eigenen Interessen nachgehen und selbstwirksam tätig sein zu können. Kinder brauchen Herausforderungen, an denen sie wachsen können.
Kinder brauchen Erwachsene, die in erster Linie sie als Persönlichkeiten mit Eigenheiten, Talenten und Leidenschaften sehen und erst in zweiter Linie als Schüler für die sie einen Lehrauftrag haben.
Das Zulassen von #Neugierde, eigenen Ideen und selbstwirksamem Handeln ist nicht vereinbar mit dem Bedürfnis alles kontrollieren und bewerten zu wollen. Lebensfreude ist unberechenbar und nicht durch Kontrolle in den Griff zu bekommen - dadurch stirbt sie und damit auch die Neugierde.
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